NACHHALTIGKEIT
Apollontempel im Heiligtum von Delphi
Den Begriff der Nachhaltigkeit kannten zwar die alten Griechen nicht, sie wirtschafteten – auch aus religiösen Gründen – trotzdem nachhaltig. Sie pflegten einen schonenden Umgang mit den in der Region knappen Ressourcen Boden, Wasser und Wald. Eine wichtige Rolle spielten dabei ihre religiöse Werte und Vorstellungen. „Nichts im Übermaß“ sei eine solche Regel gewesen. Im Orakel von Delphi, das dem Gott Apollon geweiht gewesen war, hatte sie an prominenter Stelle in Stein gemeißelt gestanden. Als „Erstlingsfrucht der Weisheit“ habe Philosoph Platon diese Erkenntnis bezeichnet. Die Griechen haben die Norm Solon von Athen, einem der sogenannten „sieben Weisen“ der Frühzeit, zugeschrieben.
Μηδέν άγα (‚Nichts im Übermaß‘)
Zu einem respektvollen Umgang mit der Natur, habe auch deren teilweise Vergöttlichung beigetragen. Die Griechen erkannten zum Beispiel in der Erde die Göttin Gaia ,die Mutter der Götter und Menschen‘. Auch Flüsse seien mit Göttern identifiziert worden.
Gigantensturz an der Sala dei Giganti in Te Palazzo, Mantua, Giulio Romano (1532-1535)
In jener fernen Vergangenheit existierte bereits seit undenklichen Zeiten ein Gott, der den Namen Chaos trug. Chaos lebte ganz allein, um ihn herum war nichts als völlige Leere. Es gab weder Sonne noch Licht, weder Erde noch Himmel, nichts als unendliche Leere und tiefe Dunkelheit. Jahrhunderte und Jahrtausende vergingen auf diese Weise, bis Chaos es endlich müde war, allein zu sein. So begann er, über die Erschaffung der Welt nachzudenken. (...) Als Erstes gebar er die Erdgöttin, die die Griechen Gaia nannten. Sie war unbeschreiblich schön. Voller Kraft und Leben wuchs sie heran, wurde breit und fest und umschloss unermessliche Weiten in ihrer Umarmung. Auf sie gründete sich unsere Welt. (...) Nachdem Chaos sein Werk vollendet hatte, war es an der Zeit, dass die Erdgöttin bei der Erschaffung der Welt half. Sie wollte mit etwas Schönem beginnen und gebar die Liebe, die Göttin, die die Schönheit des Lebens in die Welt brachte. Dann gebar sie den endlosen blauen Himmel, die Berge und das Meer, mächtige Götter, von denen Uranos, der Himmel, der stärkste war. So gestaltete Gaia, die Mutter aller Dinge, die Welt, und sie fand Gefallen an ihrer Schöpfung.“
 
Chaos, Georg Frederic Watts and Assistants. Collection Tate (1875-82)
„ I. Ex Caligine Chaos: ex Chao et Caligine Nox Dies Erebus Aether. ex Nocte et Erebo Fatum Senectus Mors Letum +Continentia Somnus Somnia Amor id est Lysimeles, Epiphron +dumiles Porphyrion Epaphus Discordia Miseria Petulantia Nemesis Euphrosyne Amicitia Misericordia Styx; Parcae tres, id est Clotho Lachesis Atropos; Hesperides, Aegle Hesperie +

II. Ex Aethere et Die Terra Caelum Mare. 

III. Ex Aethere et Terra Dolor Dolus Ira Luctus Mendacium Iusiurandum Vltio Intemperantia Altercatio Obliuio Socordia Timor Superbia Incestum Pugna Oceanus Themis Tartarus Pontus; et Titanes, Briareus Gyges Steropes Atlas Hyperion et Polus, Saturnus Ops Moneta Dione; Furiae tres, id est Alecto Megaera Tisiphone. 

IV. Ex Terra et Tartaro Gigantes, Enceladus Coeus +elentes +mophius Astraeus Pelorus Pallas Emphytus Rhoecus +ienios Agrius +alemone Ephialtes Eurytus +effracorydon Theomises Theodamas Otus Typhon Polybo[e]tes +menephriarus +abesus +colophonus Iapetus. 

V. Ex Ponto et Mari piscium genera. 

VI. Ex Oceano et Tethye Oceanitides, hoc est +yaea Melite Ianthe Admete Stilbo Pasiphae Polyxo Eurynome Euagoreis Rhodope +lyris Clytia +teschinoeno +clitenneste Metis Menippe Argia. eiusdem seminis Flumina, Strymon Nilus Euphrates Tanais Indus Cephisus Ismenus Axenus Achelous Simois Inachus Alpheus Thermodoon Scamandrus Tigris Maeandrus Orontes. 

VII. Ex Ponto et Terra Thaumas +tusciuersus +cepheus. 

VIII. Ex Nereo et Doride Nereides quinquaginta, Glauce Thalia Cymodoce Nesaea Spio Thoe Cymothoe[a] Actaea Limnoria Melite Iaera Amphithoe Agaue Doto Prot[h]o Pherusa Dynamene Dexamene Amphinome Callianassa Doris Panope Galat[h]ea Nemertes Apseudes Clymene Ianira [Panopaea] Ianassa Maera Orithyia Amathia Drymo Xantho Ligea Phyllodoce Cydippe Lycorias Cleio Beroe Ephyre Opis Asia Deiopea Arethusa [Clymene] Creneis Eurydice Leucothoe. (...)

E x c e r p t a e x
H y g i n i  g e n e a l o g i i s , 
v o l g o f a b u l a e .


Hyginus Mythographus
floruit ca. 180
Bibliotheca Augustiana


Tarsia lignea del coro della Basilica di Santa Maria Maggiore in Bergamo, opera di Giovani Francesco Capoferri su disegno di Lorenzo Lotto. (1504)
The Birth of Erichtonios, Red-Figure Kalyx-Krater (Mixing Bowl). Ca. 400 BC. Virginia Museum of Fine Arts.
Aether in battle with a lion-headed Giant in Pergamon Museum (Berlin)
Wer Quellen mit Exkrementen verunreinige oder sie gar zuschütte, beschwöre den Zorn der dort lebenden Naturgeister, der Nymphen, herauf. In wilden Gebirgswäldern tanzten nach dem Glauben der Griechen Nymphen gemeinsam mit Göttern. Darüber hinaus wurden Ressourcen auch als Eigentum der Götter verstanden und entsprechend respektvoll behandelt. So seien bestimmte Flächen an Bauern verpachtet worden, um den Kultus zu finanzieren. Es gab genaue Vorschriften, wie solche Grundstücke zu bewirtschaften waren. Die Bauern hatten auch Anbaufolgen beachten und Laub als Dünger nutzen müssen.
 
The Youth of Bacchus, William Bouguereau Adolphe-William Bouguereau in Nationalmuseum of Sweden, Stockholm (1884)
Chariot of Nyx, Terracotta lekythos (oil flask), ca. 500 B.C. Attributed to the Sappho Painter. Metropolitan Art Museum, New York
Der zunächst maßgeblich forstwirtschaftlich geprägte Begriff der Nachhaltigkeit fand gegen Ende des 20. Jahrhunderts Eingang in den wissenschaftlichen Diskurs. Den Beginn der wissenschaftlichen Auseinandersetzung markiert die Studie zu den "Grenzen des Wachstums". Der Begriff der Nachhaltigkeit erfährt eine deutliche Ausdehnung in seiner Bedeutung: Insgesamt plädiert man dabei für einen dauerhaften, weltweiten Gleichgewichtszustand, der nur durch "weltweite Maßnahmen erreicht werden kann. Der Bericht verknüpft ökonomische, ökologische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit. Zentral für den Bericht ist die Annahme, dass "die Menschheit noch die Chance [hat], durch ein auf die Zukunft bezogenes gemeinsames Handeln aller Nationen die Lebensqualität zu erhalten und eine Gesellschaft im weltweiten Gleichgewicht zu schaffen, die Bestand für Generationen hat.

„Die ökologische Modernisierung der Wirtschaft und unserer Lebensstile ist nicht ein Rezept zur wirtschaftlichen Stagnation“.

Ernst Ulrich von Weizsäcker
Alles verzockt? – Eine Zukunftsperspektive
Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover, 27.5.2005
Kredite auf die Zukunft: Verzocken wir heute das Morgen?


Perpetuitas, índice 282, Rubricelle primi libri bullarum sanctissimi domini nostri domini Pauli p.p. tertij (Registra vaticana 1454-1684)
Bei der von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987 veröffentlichen „Brutland-Bericht - Unsere gemeinsam Zukunft“ wird die nachhaltige Entwicklung (‚sustainable development‘) unter Berücksichtigung der aus der weiteren Wirtschaftswachstum einhergehende Umweltbelastung und der Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums zur weltweiten Armutsbekämpfung als eine ‚Entwicklung betrachtet, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigene Bedürfnisse zu befriedigen (‚Generationengerechtigkeit‘).
Orakel von Delphi - Darstellung aus dem 19. Jahrhundert nach Überlieferungen aus dem antiken Griechenland: Pythia verkündet in Trance den Rat von Gott Apollo, Priester deuten ihn.
Libation scene: Apollo kitharoidos and Nike. Sculpture. Le Louvre, Paris (Ca.  100 and circa 75 BC)
Weitere Impulse, vor allem aus juristischer und politischer Perspektive, bekam die Diskussion im Rahmen der 1992 in Rio de Janeiro stattgefundener VN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, sog. ‚Erdgipfel‘. Dabei wurden ‚Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung‘ als normatives Leitprinzip der Staatengemeinschaft, der Weltwirtschaft und -politik, und der -zivilgesellschaft anerkannt. Im Mittelpunkt des neuen Leitbildes steht nicht mehr vorrangig den langfristigen Schutz von Umwelt und Ressourcen, sonder gleichermaßen die Verwirklichung sozialer und ökonomischer Ziele auf nationale und internationale Ebene zur Forderung der Entwicklung, Weitergabe, Anpassung, und Verbreitung von Technologien.
 
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Internationales Zentrum für nachhaltige Entwicklung
Da aber der Begriff nicht reiner Papyrus bleiben darf, steht ebenso klar. Nicht zuletzt liegt einen zentralen Schwerpunkt des Werkes Iguarán Mendez daran, die Nachhaltigkeitsvorstellungen aus dem Athanor herauszunehmen und sie in den verschiedenen Kontexten mit Leben zu erfüllen. Es geht trotzdem wenig darum, die mehr als beklagenswerte Zustände der Umwelt in breiten Teile der Welt zu thematisieren. Vielmehr steht im Mittelpunkt des Werkes nicht nur eine begriffliche Auseinandersetzung mit den der Nachhaltigkeit zugrunde liegenden Konzepte, sondern ebenso eine praxisbezogene Perspektive aus rechtlicher, wirtschaftlicher und politischer Sicht, bei der die Rolle der Technologien und der technischen Entwicklung sowohl als Treiber, als auch als Zwischenziel dieser Entwicklung, nach wie vor der Kern aller Überlegungen bildet. Denn gerade viele der jungen Technologien, einschließlich die Informations- und Telekommunikationstechnologien und die SMART-Welle, Angelpunkt für die Erreichung der angesteckten Ziele sind, in dem sie den Weg zu einem nachhaltigeren Modell bereiten; andererseits sie selbst eine weitere Stufe der Technologieentwicklung darstellen.
Athena Pronaia in Delphi
Umwelt und Nachhaltigkeit verlangen von den Staaten und privaten Sektor effektiveren und sicheren Lösungen. Dies betrifft nicht nur die Implementierung von effizienteren umweltgerechten Strategien bspw. im Energie- oder Verkehrsbereich, sondern alle Produktivsektoren, die nach neuen und nicht zuletzt im Einklang mit den neuen Leitsätzen nach wettbewerbsfähigeren neuen Wege der Produktion und Vertrieb suchen müssen. Von effizienteren Design bis hin zu effizienterer Produktion und Logistik rücken sich im Mittelpunkt und zwingen nicht nur neuartigen sektor- und branchenübergreifenden Kooperationsformen, sondern sich mit den technologischen Fragen und weiteren Innovationsaspekte auch im Schumpeterschen’ Sinn auseinanderzusetzen, u.a. um den Herausforderungen eines ‚integrierten Umweltschutzes‘ gerecht werden zu können. Einen kleinen Beitrag dazu, auch über technologischen Innovationen hinaus, wird das Werk Iguarán Mendez ebenso leisten.
Schatzhaus der Athener in Delphi
Das Konzept Nachhaltigkeit erreicht unmittelbar selbst das Bauen, das nun multidimensional begriffen wird. Eine ökologische Dimension gehört auch dazu, welche sowohl eine Ressourcenschonung im Sinne eines optimierten Ansatzes als auch eine Minimierung von Umweltbelastungen umfasst. Auch die SMART-Welle wirkt sich stark darauf. Das Werk beschäftigt sich insofern damit, den Leser einen Überblick dazu zu geben, damit er sich mit diesen Nachhaltigkeitsaspekte auch anvertrauen kann.
 
Cadmus and the Dragon. Python. Cratère en calice à figures rouges. Vers 350 - 340 avant J.-C. Provenance: Sant'Agata de' Goti (Campanie). Paestum. Le Louvre, Paris
Daneben werden ebenso Aspekte der ‚nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit‘ zum Ausdruck gebracht und ihren unterschiedlichen Dimensionen dargelegt. Da gerade in einer immer enger zusammenwachsenden Welt auch bereichsübergreifende Kooperationen über die Grenzen hinweg für die Bewältigung dieser ähnlich gelagerten Probleme erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Nicht unerwähnt bleibt die Nachhaltigkeitsberichtererstattung auch im privaten Bereich, gerade im Hinblick auf die neuen Telekommunikationsmedien, wie die Vermittlung von ‚Grünen Qualifikationen‘ zu der Gesellschaft, die zu selbständigen Agieren im Sinne der Nachhaltigkeit befähigen, um deren verschiedene Ebenen entsprechend der Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung zu qualifizieren.
 
Omphalo aus dem Apollom-Tempel im Archeologischen Museum Delphi (ca. 350 v. Chr.)
Besondere Berücksichtigung genießen auch dabei die Verkehrstechnologien und weiteren Lösungswege, die in den Bereich zu einer besonderen nachhaltigen Entwicklung durch innovativen Verkehrslösungen beitragen sollen. Die meisten von denen stehen in engen Zusammenhang mit der technischen Entwicklung sowohl in ihrer materialisierten Form im Sinne neuartigen Verkehrsmitteln und anderen Endtechnologien, als auch in ihrer ‚dematerialisierten Form’ im Sinne des massiven Einzuges der EDV in den Bereich und des Aufkommens der vernetzten Mobilität.
Pottery: red-figured bell-krater (wine-bowl) with Orestes kneeling beside the omphalos and tripod at Delphi, as he seeks sanctuary from the avenging Furies. Athena and Apollo intervene on his behalf and he is purified of the killing of his mother. The British Museum, London (360BC-320BC)
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